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Leash im Fluss - vermeidbare Unfälle

Teil 1 von 2 - Experteninterview mit Peter Bartl

Was du über die Leash unbedingt wissen solltest

Bereits 3 tödliche Unfälle in 2016 beim S.U.P. in Flüssen. Das sind mehr als in den letzten Jahren zusammen.

 

Kein Wunder, denn es zieht immer mehr Wassersportler mit dem Stand Up Board auf die Flüsse. Nur auf dem See scheint für viele irgendwann nicht mehr reizvoll genug zu sein und wir können das sehr gut verstehen.

 

Was du für deine eigene Sicherheit unbedingt beachten solltest und was besonders beim Umgang mit Leashes wichtig ist erfährst du hier. Direkt von einem der erfahrensten SUP-Fließwasserxperten und Instruktorenausbilder überhaupt: Peter Bartl.


Kooperation für mehr Sicherheit im Fluss beim SUP

p.b.proof und die SUP Online Academy

Mitglieder der S.U.P. Online Academy profitieren ab sofort von der Kooperation mit p.b.proof, alias Peter Bartl, durch einmalige Vorteile bei der Kombination mit Praxiskursangeboten. Sowohl bei den Kursen von Peter Bartl, als auch bei den Rhein River Safety Workshops für den DWV mit Peter Rochel, über die SUP Station Köln.

 

p.b.proof ist Peter Bartls Siegel und steht für höchste Qualität, sowie überlange Lebensdauer.

Safety + im Fluss

So lautet das Motto. Es geht darum, überlebenswichtiges Wissen für unseren Sport bereitzustellen und gefährliches Halbwissen um fehlende Teile zu ergänzen. Davon sollen nicht nur die Mitglieder und Kunden der Online Schule profitieren, sondern alle. Deshalb wird dieser Teil des Kurses öffentlich zugänglich gemacht.

Mehr dazu in Modul 5 des Fließwasser Grundkurs

In Modul 5 findet sich für alle Mitglieder der SUP Online Academy, ab sofort schon das ganze Interview am Stück. Für alle Nicht-Mitglieder wird nächste Woche Sonntag der zweite Teil veröffentlicht.

Nur noch kurze Zeit mit lifetime-Membership!


Das Interview, Teil 1:

Peter R.:

Hallo! Peter Bartl und die S.U.P Online Akademie haben sich zusammen getan, um gemeinsam für mehr Sicherheit auf Flüssen beim Stand-Up-Paddeln zu sorgen. Es gab dieses Jahr mehrere schwere Unfälle, drei davon sind tödlich verlaufen, jeder einzelne davon ist komplett vermeidbar gewesen.

 

Hallo und herzlich willkommen Peter Bartl. Peter, was sollten die Leute unbedingt wissen, wenn es um das Thema Stand-Up- Paddling, Flüsse und Leash geht?

 

Peter B.:

Ja, grüßt Euch alle miteinander, grüß' Dich Peter. Bei der Leash-Verwendung ist das Um und Auf, dass man weiß, wie man es handhabt im Fließwasser. Es gibt zwei Grundsätze: Niemals am Fuß im Fluss die Leash verwenden, Grundsatz Nr. 1. Grundsatz Nr. 2: Im Zweifelsfall, keine Leash  am Fluss, keine Leash am Fließwasser. Verwendet man eine Leash, dann unbedingt in Kombination um die Hüfte, dass man jederzeit mit einer beziehungsweise mit beiden Händen hinkommen kann und die Leash öffnet. Wichtig ist, dass man diesen Ablauf trainiert. Ich kann nicht einfach sagen, juhu, ich nehme jetzt so ein Sicherheitssystem und arbeite mit dem, ich muss das auch trainieren und dann funktioniert das Ganze in Verbindung mit Coiled-Leash wird der Leash-Belt verwendet, das Safetysystem verwendet.

 

Peter R.:

Jetzt sagst Du Coiled-Leash. Es gibt also unterschiedliche Arten von Leashes. Wie erkenne ich jetzt als Einsteiger, welche ist geeignet und welche ist ungeeignet?

 

Peter B.:

Also es gibt klassisches Surf-Leashes, die einfach gerade sind und die braucht man an nicht im Fließwasser Stand-Up-Paddeln in normaler Verwendung, werden die nicht verwendet, ist viel zu gefährlich, dass man mit dieser Leash irgendwo hängen bleibt. Coiled-Leashes sind geringelt, schaut aus, wie ein Telefonkabel und wenn man die vor sich hat, haben sie eine Länge von circa 40, 50 cm. Wenn man sie auszieht, gehen sie meistens auf 2,5 bis 3,0 m und ziehen sich nachher wieder zusammen. Der Vorteil ist, dass man am Bord steht und paddelt, keinen Kontakt mit der Leash im Wasser hat im besten Fall. Und deswegen eine Coiled-Leash verwendet, wenn man im Fließwasser mit Leash paddeln möchte. Und es gibt Situationen, wo Leashes einfach notwendig sind im Fließwasser, im Fluss, aber nur für fortgeschrittene Leute, die wissen, was sie tun.

 

Peter R.:

Warum sollte eine Leash im Fließwasser nicht am Fuß oder am Knie befestigt werden, sondern ausschließlich in der Rumpfmitte?

 

Peter B.:

Ja, am Knie ist eben das Problem, wir hatten jetzt eben Fälle, wo zwei Leute, zwei Personen ertrunken sind. Einer in Österreich bei uns, überhaupt der erste Riversurftote, den es jemals gegeben hat in unserem Bereich. Dann in Deutschland, wo jemand eben am Fuß Leash verwendet hat und nicht mehr hin gekommen ist. Wasserdruck ist zu groß, es reicht auch ein langsam fließendes Gewässer aus, man kommt mit der Hand nicht mehr oder so gut wie nicht zum Öffnen, zum Ankle, zum Knöchel beziehungsweise auch unter dem Knie kommt man nicht hin. Deswegen brauche ich die Leash mit Safetysystem im Bereich der Hüfte um den Bauch.

 

Peter R.:

Jetzt hatte ich in Praxiskursen öfter mal Schüler, die haben dann ihre Gurte  mitgebracht, das sind häufig umgebaute Tauchgurte oder andere, also ohne Blei natürlich, und andere Gurte aus dem Outdoorbereich mit entsprechenden Schließen oder Schnallen dran.  Das ist natürlich absolut gefährlich, weil sich diese Schließen und Schnallen unter der Belastung, die du bekommst, wenn du dich verhakst mit der Leash und das Ding auf bekommen musst, dann nicht mehr lösen lassen und da sind häufig mehrere hundert Kilo Zug drauf. Wie muss also ein sicherer Leashgurt aussehen, Peter?

 

Peter B.:

Also ich persönlich bei p.b.proof, wir haben einen Leashgurt entwickelt, wo wir mit Klettverschluss arbeiten und über einen Loop, also über eine Schlaufe, beziehungsweise über einen kleinen Ball, der an der Schlaufe befestigt werden kann, wird dieses System aktiv geöffnet. Eine andere Möglichkeit ist, dass man aus dem Kayakbereich, dass man eine Klappe hat und an dieser Klappe einen kleinen Ball hat und auch hier aktiv öffnen muss. Aber es geht eigentlich hier vor allem auch um die aktive Öffnung.

 

Peter R.:

Okay. Verstanden. Gibt es noch andere Systeme, vielleicht automatische oder Systeme, die ab einer bestimmten Last brechen?

 

Peter B.:

Also wir arbeiten seit längerem mit Sollbruchstellen, einerseits am Bord, andererseits auch am Körper, an der Person. An Bord ist es mal ein Klassiker, einen Kabelbinder zu verwenden. Ein stink normaler Kabelbinder wird statt dieser kleinen Schnüre verwendet und der Kabelbinder reißt bei genügend Druck ab.  Das ist natürlich jetzt keine hundertprozentige Geschichte, aber der Kabelbinder hält so viel aus wie es notwendig ist, aber im besten Fall nicht mehr. Das heißt, wir haben eine Sollbruchstelle. Die zweite Möglichkeit ist, dass ich den Leash-Belt so verwende, dass ich die Überlappung des Klettverschlusses nur auf wenigen Zentimetern zulasse und bei zu viel Zug, dieser Leash-Belt sich öffnet. Das heißt, das Ziel ist, bei normal leichten Zug, wenn man nur ins Wasser fällt, dass der Leash-Belt oben bleibt. Bei genügend Zug, bei gefährlichem Zug, wenn ich hängen bleibe, dass sich der Leash-Belt öffnet.

 

Peter R.:

Also zusammengefasst, wenn ihr euch nicht sicher seid, dann benutzt ihr lieber keine Leash im Zweifelsfall. Wenn ihr eine Leash benutzt, dann ausschließlich mit einem sicheren Leashgurt in der Rumpfmitte befestigt und niemals die Leash am Fuß oder am Knie befestigen.

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